Thomas Schwank
Seit vielen Jahren bin ich voller Begeisterung in der Hundewelt unterwegs. Ich liebe die repräsentative Seite der Hundezucht, die Ausstellungen, auf denen die Rassehunde in Schönheitswettbewerben gegeneinander antreten. Für viele scheinen die Hundebesitzer lediglich darum zu kämpfen, wer den schönsten Hund hat. Mich aber fasziniert die Selbstdarstellung der Hundewelt.
Die Kleidung der Aussteller und Richter, ihre einstudierten Bewegungen, die aufwändig frisierten Hunde – alles sind schillernde Auswüchse und Zitate aus Mode, Entertainment und Sport. Diese üppige bigger-than-life Inszenierung ist für mich sinnlicher Ausdruck tiefer liegender Wünsche und Sehnsüchte, die im Alltag nicht gelebt werden können. Das gibt der Ausstellungswelt etwas Melancholisches.
Auch die Zucht der Rassehunde ist für viele Züchter bigger-than-life. Sie umsorgen und hegen ihre Hunde, wie es ihnen selber vielleicht nie wiederfahren ist. Sie füttern sie nach neuesten Forschungserkenntnissen, investieren in die medizinische Versorgung ihrer Hunde viel mehr als in die eigene Gesundheit und züchten sie nach ellenlangen Ahnentafeln. Viele Züchter haben im eigenen Leben schwere Dinge durchgemacht. Vielleicht gerade deshalb suchen sie für ihre Hunde das Bestmögliche und wollen wenigstens sie vor den Gefahren des Lebens beschützen. Naturlich erlebt jeder Hunderzüchter gelegentlich, dass das nicht möglich ist, aber es bleibt die Gewissheit, alles versucht zu haben.
In diesen Extremen zwischen bedingungsloser Fürsorge für ihre Hunde und den visuell überfrachteten Ausstellungen zeigen sich für mich die Gefühle der Züchter unmittelbar. Das macht die Hundewelt zu einem faszinierenden Sehnsuchtsort, in dem Wünsche und Hoffnungen Wirklichkeit werden können.
For several years now, I have been fascinated by the dog world. I love the showing side of dog breeding, the shows on which the breed dogs compete in beauty contests. For many, the dog owners simply seem to be struggling to see who has the most beautiful dog. But I am fascinated by the self-staging of the dog world: the way the exhibitors and judges dress, their trained movements, the extravagantly groomed dogs – everything inspired by the most colourful excesses of fashion, entertainment and sports. This exuberant, bigger than life staging, is for me, a sensorial expression of deeper desires and longings that are not lived in everyday life. This gives the world of dog shows something melancholic.
Breeding itself is for many breeders also something bigger than life. They take care of their dogs, in a way that they have never taken care of themselves. They feed them according to the latest research findings, invest in the medical care of their dogs much more than in their own health and breed them according to elaborate ancestor panels. Many breeders have experienced serious things in their own lives. Perhaps that is why they are looking for the best for their dogs, and at least they want to protect them from the dangers of life. Of course, every dog breeder occasionally experiences that this is not possible. But precisely in these extremes, the feelings of the breeders become explicit to me, transforming the dog world into a fascinating place where dreams can come true.